Schwellenland Brasilien: Kann die Wirtschaft von der WM profitieren?

Brasilien-Flagge auf einer Wand Noch vor wenigen Jahren ruhten viele Hoffnungen auf dem Schwellenland Brasilien. Als Mitglied im Club der sogenannten BRIC-Staaten schien die Wirtschaft des südamerikanischen Landes auf dem Wachstumspfad zu sein. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Die Konjunktur lahmt und das Bruttoinlandsprodukt stagniert. Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 wurde Brasilien immer wieder von Protesten heimgesucht.

Folgen einer verfehlten Wirtschaftspolitik

Das Vertrauen in die Wirtschaftspolitik der Regierung ist gründlich erschüttert. Allzu lange hatte sie versucht, mit untauglichen Mitteln gegen die Krise vorzugehen. Trotz inflationärer Tendenzen übte die Regierung Druck auf die Zentralbank aus, die Zinsen zu senken. Gleichzeitig wurden kostspielige Konjunkturprogramme aufgelegt, die weitgehend verpufften. Stattdessen schoss die Inflation in die Höhe. Es musste einige Zeit vergehen, bis man zu einer stringenteren Fiskal- und Geldpolitik zurückfand. Jetzt liegen die Leitzinsen bei 11 Prozent – ein Weltrekord. Trotzdem hält sich die Geldentwertung hartnäckig. Konsumenten und Investoren üben weiterhin Zurückhaltung.

Negative Effekte der WM

Auch die Hoffnung, dass sich die Fußballweltmeisterschaft 2014 durch den Stadionbau positiv auf die Bauwirtschaft auswirkt und der lahmenden Konjunktur zusätzliche Impulse verleiht, erwies sich als trügerisch. Tatsächlich könnte sich das Großereignis sogar eher als kontraproduktiv zeigen. Viele WM-Austragungsstädte legen Sonderfeiertage ein und etliche Fabriken und Büros bleiben geschlossen, wenn die eigene Elf spielt. Dadurch leidet die Produktivität. Und viele Brasilianer verzichten während der Spielzeiten auf sonst übliche Konsumaktivitäten. Die erwarteten Mehreinnahmen von 5,5 Mrd. Euro durch WM-Touristen dürften deutlich zu hoch gegriffen sein. All diese Faktoren führen eher zu einem negativen Wachstumseffekt. Experten rechnen mit 0,2 Prozent weniger Wachstum im zweiten Quartal durch die WM.

Warten auf die Präsidentschaftswahlen

Trotz dieser aktuell wenig erfreulichen Situation – es gibt auch positive Signale. Die Armutsbekämpfung zeigt erste Erfolge und die Arbeitslosigkeit ist zurückgegangen. Eine neue Mittelschicht könnte dem Land auf Dauer einen weiteren Schub geben. Mitte Oktober stehen in Brasilien Präsidentschaftswahlen an. Die derzeitige Präsidentin Rousseff ist in der Wirtschaft nicht sonderlich beliebt. Ihr politisches Schicksal wird wesentlich vom Ausgang der WM abhängen (mehr dazu auf http://hannover.sportbuzzer.de/). Wenn die brasilianische Nationalmannschaft erfolgreich ist, hat sie Chancen auf eine neue Amtszeit. Bei einem Misserfolg dürften auch ihre Tage gezählt sein.

Bildcopyright: Thinkstockphotos, iStock, PromesaArtStudio



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Author: Kolumbus

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